Produkt Kulinarische Schätze
Puschlaver Ringbrot
Mehr als nur Brot.
«Mincha trat ha sia saschun» – «Jede Speise hat ihre Jahreszeit», besagt ein rätoromanisches Sprichwort. Im Fall des Puschlaver Ringbrot war es der Herbst – dann wurde es in den Familien als Vorrat für die langen Wintermonate gebacken, in denen frische Lebensmittel knapp waren. Es entstand aus der Notwendigkeit heraus, ein Brot zu schaffen, das lange haltbar und gleichzeitig nahrhaft ist. Konserviert wurde es durch Trocknen – und die besondere Form diente genau diesem Zweck. Durch das Loch wurde ein Stab gelegt («palín» oder «latín»), an dem die Brote in einem trockenen Raum aufgehängt wurden. So waren sie gegen Feuchtigkeit geschützt und hingen ausserhalb der Reichweite von Mäusen und anderen hungrigen Mäulern. Das so gewonnene Brot ist sehr hart – früher sagte man, dass diejenigen, die es häufig assen, gesunde und starke Zähne hatten. Aber wenn es gut verarbeitet und gebacken ist, lässt es sich sehr leicht brechen und eignete sich so auch hervorragend zum Mitnehmen während der Sommermonate.
So wird's gemacht.
Die Herstellung des Puschlaver Ringbrots ist ein handwerklicher Prozess, der Geduld und Geschick erfordert. Der Teig besteht hauptsächlich aus Roggenmehl, das durch die Zugabe von Ruchmehl ergänzt wird. Traditionell wird dem Teig auch Anis hinzugefügt, was dem Brot seinen charakteristischen Geschmack verleiht. Nach dem Mischen und Kneten muss der Teig eine gewisse Zeit ruhen, damit die Hefe ihre Arbeit tun kann. Danach wird er in die typische Ringform gebracht, noch einmal ruhen gelassen und schliesslich bei hoher Temperatur gebacken.
Warum Anis?
Ein Schlüsselelement in der Rezeptur vom Puschlaver Ringbrot ist Anis. Dieses Gewürz wurde nicht nur wegen seines markanten Aromas ausgewählt, sondern auch aufgrund seiner antiseptischen Eigenschaften. Anis trägt dazu bei, das Brot während des Trocknungsprozesses vor Pilzbefall zu schützen. Diese traditionelle Methode, die schon vor über 150 Jahren Anwendung fand, nutzt die natürlichen Eigenschaften des Anis, um die Frische und Qualität des Brotes zu bewahren. So bleibt das Puschlaver Ringbrot länger haltbar und schmackhaft, ein perfektes Beispiel dafür, wie lokale Ressourcen und traditionelles Wissen die Grundlage für aussergewöhnliche kulinarische Kreationen bilden.
Wo gibt es das Puschlaver Ringbrot?
Ursprünglich ein lokales Phänomen, hat sich das Puschlaver Ringbrot im Laufe der Zeit über die Grenzen des Puschlavs hinaus einen Namen gemacht. Heute ist eine eine geschätzte Spezialität in ganz Graubünden und darüber hinaus und bei Touristen als kulinarisches Souvenir beliebt. In vielen Bäckereien der Region ist das Ringbrot regelmässig erhältlich und wird auch auf Märkten und bei besonderen Anlässen verkauft. Das Puschlaver Ringbrot wird heutzutage nicht mehr nur aus praktischen Gründen gebacken, sondern vor allem wegen seines unverwechselbaren Geschmacks und seiner kulturellen Bedeutung. Es wird gerne zu Käse, Aufschnitt oder einfach mit Butter gegessen und ist ein beliebtes Element bei traditionellen Festen und Familientreffen.
Wer sich selbst einmal an dem besonderen Brot versuchen möchten: Hier finden Sie das Rezept für das authentische Puschlaver Ringbrot.