Blog 06.05.2024
Hülsenfrüchte: Das Comeback der alten Kulturen?
von Leonie Liesch, Geschäftsführerin graubündenVIVA
Renaissance der Hülsenfrüchte
In der Welt der Ernährung gibt es Trends, die kommen und gehen. Doch einige althergebrachte Nahrungsmittel erleben derzeit ein bemerkenswertes Revival. Hülsenfrüchte, lange Zeit im Schatten der Kartoffel, erleben eine Renaissance auf unseren Tellern. Doch warum sind sie plötzlich wieder so im Trend?
Alte Traditionen in modernen Zeiten
Hülsenfrüchte sind keine Neuerfindung. Tatsächlich gehen sie auf weit ältere Kulturen zurück als die Kartoffel. Doch während die Kartoffel als schnell zubereitete Beilage die Herzen vieler eroberte und viele Rezepte beeinflusst hat, waren Hülsenfrüchte lange Zeit für ihre aufwendige Zubereitung bekannt. Doch genau das scheint nun zum Vorteil zu werden. In einer Zeit, in der das schnelle Essen oft auf Kosten der Gesundheit geht, sehnen sich viele nach einer bewussteren Ernährung. Hülsenfrüchte sind ökologisch, gesund und nachhaltig – Attribute, die heute mehr denn je im Trend liegen.
Anstieg des Anbaus und der Beliebtheit
Der Konsum von Hülsenfrüchten nimmt stetig zu, auch wenn er im Vergleich zu anderen Lebensmitteln noch relativ gering ist. Doch dieser Anstieg spiegelt sich nicht nur im Konsum, sondern auch im Anbau wider. Bauern erkennen die Vorteile von Hülsenfrüchten in der Fruchtfolge. So spielt dies auch eine zentrale Rolle beim Hof La Sorts in Filisur, welcher seit einigen Jahren sehr bekannt für seine Bergkartoffeln ist. Mit der Ackerbohne in der Fruchtfolge können sie sicherstellen, dass sie auch in Zukunft geschmackvolle Kartoffeln produzieren können. Die Sortimentserweiterung mit der Ackerbohne brachte auch auf der Vermarktungsseite Vorteile, denn durch den Vertrieb ihrer Bergkartoffeln durften sie sehr viel Köche, Lebensmittelspezialisten und Menschen kennenlernen, welche sich intensiv mit wahrhaftigen Lebensmitteln auseinandersetzen. Dieses Netzwerk trägt dazu bei, die kulinarische Wiederentdeckung der Bergackerbohnen zu fördern. Spannend ist zudem, dass diese Pflanzen Stickstoffdünger speichern können und somit den Bedarf an chemischen Düngemitteln reduzieren.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Ein Blick auf die Marktsituation zeigt, dass Hülsenfrüchte oft weniger wettbewerbsfähig sind und daher weniger wirtschaftlich erscheinen. Sorten wie die Ackerbohne oder die Gelberbse funktionieren relativ gut, während andere wie die Kichererbse schwieriger anzubauen sind. Zudem sind Hülsenfrüchte anfälliger für Wetterbedingungen und erfordern oft eine aufwendigere Züchtung. Doch wie geht es weiter? Der Detailhandel und die Lebensmittelindustrie müssen ein klares Signal setzen, um den Anbau und Konsum von Hülsenfrüchten weiter zu fördern. Eine Sensibilisierung der Konsumenten für die Vorteile dieser alten Kulturen ist ebenfalls entscheidend.
Hülsenfrüchte in der Praxis
Es ist an der Zeit, dass Hülsenfrüchte aus ihrem Schattendasein heraustreten und als das wahrgenommen werden, was sie sind: vielfältige, gesunde und nachhaltige Nahrungsmittel, die einen wichtigen Beitrag zu einer bewussten Ernährung und einer nachhaltigen Landwirtschaft leisten können. Ich habe mich selbst schon an die Zubereitung gewagt und kürzlich einen köstlichen «Alpen-Humus» aus Bergackerbohnen gezaubert. Mein Fazit: Wenn man am Vorabend daran denkt, die Hülsenfrüchte einzulegen, und über einen guten Stabmixer oder andere Küchenhelfer verfügt, ist es ein Kinderspiel, einen delikaten Hummus zuzubereiten. Einfach ausprobieren. In dem Sinne – VIVA.