Blog 10.07.2025

fruttipertutti®: Wenn Gastfreundschaft Früchte trägt

futtipertutti
Die Valposchiavo macht’s vor: Hier dürfen Gäste nicht nur ankommen – sie dürfen pflücken. Und zwar legal. fruttipertutti® nennt sich das aussergewöhnliche Projekt im Süden Graubündens, bei dem Einheimische wie Tourist:innen gratis Obst direkt vom Baum naschen dürfen. Was nach Märchen klingt, ist Teil einer klugen Regionalentwicklungsstrategie mit viel Herz.

Tanja Thaler, Marketing & Projekte 

Eine Idee, die Wurzeln schlägt

Die zündende Idee kam beim Besuch der «essbaren Stadt Andernach» in Deutschland. Dort wachsen seit Jahren Gemüse und Früchte öffentlich zugänglich im Stadtgebiet. Genau dieses Konzept hat auch die Köpfe hinter fruttipertutti® inspiriert – allen voran Initiator Andi Schmid. Warum nicht auch im Puschlav, dachten sie. Ein Tal, das Gastfreundschaft nicht nur predigt, sondern pflanzt.

Obstinseln zum Geniessen – und Staunen

Inzwischen wachsen auf fünf sogenannten Fruchtinseln eine bunte Vielfalt:
Äpfel, Birnen, Tafeltrauben, Minikiwis, Pfirsiche, Maronis, Kakis, Maulbeeren, Haselnüsse, Mirabellen, Pflaumen, Quitten, Feigen und Zwetschgen. Was wo wächst, richtet sich nach Klima und Pflegeaufwand – empfindliche Sorten wie Aprikosen wurden bewusst weggelassen.

Die Standorte? Strategisch klug gewählt:

  • nahe bei Wanderwegen,
  • in touristisch relevanten Gebieten wie beim Kreisviadukt der Rhätischen Bahn in Brusio,
  • oder an Orten mit Bezug zur lokalen Bevölkerung – etwa bei der Schule in Poschiavo.
fruttipertutti

Ein Geschenk an die Region – und an ihre Gäste

Die Botschaft ist klar: Hier ist jede:r willkommen. Das Projekt zeigt, wie Gastfreundschaft nicht nur in Broschüren steht, sondern im Alltag greifbar wird – wortwörtlich. «Wir wollten zeigen, dass wir nicht nur freundlich wirken, sondern sind», sagt Andi Schmid. Und das gelingt.

Die Reaktionen? «Sehr positiv», erzählt er. Besonders freut ihn die gute Zusammenarbeit mit den lokalen Partner:innen im Tal – eine fruchtbare Kooperation im besten Sinn.

Von der Vision zur Praxis

Realisiert wurde fruttipertutti® im Rahmen des Projekts 100% Valposchiavo – ein Paradebeispiel für gelungene Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Tourismus und öffentlicher Hand. Noch bis Ende 2025 ist Andi Schmid für Pflege und Weiterentwicklung verantwortlich. Danach übernimmt der lokale Verein Terra Nostra.

Wie es dann weitergeht? «Jetzt muss das Projekt erstmal den Praxistest bestehen», meint Schmid. Optimierungen seien sicher möglich, die Grundidee aber sei tragfähig. Ob sich das Modell auch auf andere Regionen Graubündens übertragen lässt? «Schwierig zu sagen», meint er mit einem Augenzwinkern – vielleicht, weil fruttipertutti® eben so sehr nach Valposchiavo schmeckt.

Was können wir daraus lernen?

fruttipertutti® zeigt, dass regionale Produkte mehr sind als Ware: Sie können Erlebnisse schaffen, Werte transportieren – und touristische Attraktivität steigern. Und das ohne riesiges Budget, sondern mit Mut, Kreativität und regionaler Verankerung.