Produkt Kulinarische Schätze
Röteli
Ursprung und Geschichte
Röteli wird in Graubünden spätestens seit dem 18. Jahrhundert hergestellt. Der Kirschlikör ist nicht nur ein Genussmittel, sondern wie der Salsiz oder das Ringbrot ein weiteres Symbol für die Bündner Kultur und die kulinarische Handwerkskunst. Der Ausdruck Röteli wird am Heinzenberg, im Prättigau, in Thusis und im Safiental nachgewiesen. Er soll besonders an Neujahr und auch beim «gho Fensterla» (nächtlicher Besuch der Burschen bei jungen Frauen) getrunken worden sein. In den 1898 erschienenen «Lustig G’schichtenä» von Georg Fient finden wir folgenden Beleg in Prättigauer Mundart: «Die Herren heind wacker z’Nüni gegesssen, dem Röteli tüchtig zue gesprochen und sind afen wacker beredt (gesprächig) worden.»
Herstellung und Zutaten
Seinen Namen verdankt der Röteli der rötlichen Farbe. Für den Likör werden Kirschen – idealerweise Berg- oder Wildkirschen, aber natürlich geht jede Kirschsorte über Monate in hochprozentigem Alkohol eingelegt. Gewürze wie Zimt, Nelken und Vanille verleihen dem Likör seine typische Würze und Tiefe. Die genaue Rezeptur variiert dabei von Familie zu Familie und wird – wie viele andere traditionelle Rezepturen auch – wie ein Schatz gehütet und nur von Generation zu Generation weitergegeben. Bauer, allein schon deshalb, um eine Hausmedizin in Griffnähe zu haben.
Traditionell wurde Röteli bei gewissen Bräuchen getrunken. So zum Beispiel am Silvesterabend, als die verheirateten Männer das alte Jahr ausläuteten und die jungen das neue einläuteten. Nachher zogen die jungen Burschen von Hof zu Hof, erhielten Gebäck und Röteli und wenn möglich die Aufmerksamkeit lediger Töchter. Je länger die Reise dauerte, desto wiederholter der Röteligenuss – sodass die Frauen in den weiter entfernten Höfen immer schöner wurden.
Moderne Interpretation und Beliebtheit
Viele Gastronom:innen haben begonnen, den Likör modern zu interpretieren. Ob in Cocktails oder in Desserts: Mittlerweile ist Röteli auch ausserhalb von Graubünden bekannt und findet in Bars und Restaurants in der ganzen Schweiz und darüber hinaus Anklang. Damit ist der Röteli ein lebendiges Beispiel für ein traditionelles Produkt, das nicht in Vergessenheit geraten ist, sondern seinen Platz in der heutigen Zeit gefunden hat. Und er ist heute fast noch beliebter als früher. Röteli ist Heimat, Tradition, Kultur – und Kult.